Mit unserem Spieltag vergangenen Sonntag hat die neue Spielzeit der 2. Bundesliga Nord nun auch für die Herren der Göttinger Lacrosse-Schmiede begonnen. Zuvor mussten sich die Plätze in den Autos gen Norden bei den Trainings hart erkämpft werden, denn aufgrund des über die Sommerpause erstarkten Kaders stehen der Mannschaft zur Zeit deutlich mehr als die maximal zulässigen 23 Spieler zur Verfügung. So ging es mit großer Motivation durch Harz, Heide und Elbtunnel nach Langenhorn, um bei wolkenlosem Himmel und angenehmen 12 Grad die idealen Lacrosse-Bedingungen wahrzunehmen.
Spiel vs. Lübeck/Rostock
Das erste Spiel des Tages bot eine kleine Überraschung. Zwar ist es nicht verwunderlich, dass Hamburg die East Coast Shellbacks aus Lübeck und Rostock schlägt, allerdings hätte man für dieses Spiel, angesichts der knappen Niederlage der Hamburger gegen die Shellbacks im Rückrundenspiel der vergangenen Saison, einen knappen Ausgang erwarten können. Zu dem sollte es aber nicht kommen: Eine 15:1 Niederlage mussten die Shellbacks hinnehmen und schnell schlucken, bevor sie auf unsere hochmotivierte Mannschaft trafen. Das gelang ihnen aber erst im Verlauf des Spiels, denn zunächst konnten wir das erste Quarter mit einer 5:0 Führung beenden. Begünstigt durch einige Undiszipliniertheiten unsererseits, gelang es den Shellbacks sich ins Spiel zurückzukämpfen und die folgenden 3 Spielabschnitte ausgeglichen zu gestalten. Unsere Scharfschützen Freddy, Michi und Jakob, als auch Maxi mit seinen ersten beiden Ligatoren sorgten jedoch für einen konstanten Torpuffer, der die Führung stets außer Gefahr hielt. So stand am Ende ein 10:4 zu unseren Gunsten auf dem Spielberichtsbogen.
Spiel vs.Hamburg
Damit stand die zweite Partie auf dem Programm, nun gegen den Gastgeber Hamburg. Vom ersten Spiel beflügelt und von unserem Können, als auch unseren Spielzügen überzeugt, wollten wir nun auch dieses Match für uns entscheiden. Dass das kein Spaziergang werden würde, verstand sich ob des beeindruckenden Sieges des Gegners gegen die Shellbacks von selbst. Wir stellten uns unter dem langsam aufgehenden Mond und auf dem in Kunstlicht gefluteten Hockeyfeld auf einen Kampf um jeden Zentimeter ein. Dass es am Ende sogar ein Fight um jeden Mikrometer werden sollte, konnte zum Opening Faceoff noch niemand ahnen.
Das Spiel begann gleich mit einem Ende. Endlich, nach vielen Schüssen, viel Schusstraining und konsequenter Arbeit an seinen Stickskills hat es Max Reyer geschafft. Das erste Tor des Spiels war auch für Max das erste Tor in einem Ligaspiel. Dass dieser gut platzierte Schuss sein erstes Tor war, kann man eigentlich gar nicht glauben. Nun noch mehr beflügelt, legten wir gleich nach, ehe die Hamburger beim Stande vom 2:0 das erste Mal ihre Kaltschnäuzigkeit bewiesen und das Anschlusstor erzielen konnten. Noch vor dem Ablauf der ersten 20 Minuten konnten wir erneut nachlegen und gingen so mit einem Spielstand von 3:1 in die Viertelpause. Den Schwung des vorigen Quarters konnten wir aber leider nicht in die zweite Periode mitnehmen. Hamburg nutzte leichte Unsicherheiten unseres Goalies Andy konsequent und drehte das Spiel mit Hilfe des zwischenzeitlich vom A-Team-Spiel angereisten Coaches Pete Desantis zu einem 4:3. Von nun an ging es Schlag auf Schlag und der Lacrosse-Sport bewies einmal mehr, wie nah Freud und Leid beieinander liegen können. So gelang es uns, den Rückstand zwischenzeitlich zu einem 5:4 zu unseren Gunsten zu korrigieren, als Antwort glichen die Hamburger aber aus. Wieder gingen wir unter lautstarker Demonstration unseres Teamgeistes in Führung und wieder fingen wir uns den Ausgleich, bevor wir wenige Minuten vor Schluss erneut auf ein 7:6 korrigieren konnten. Eine Unkonzentriertheit im Ballbesitz 30 Sekunden vor Schluss bestrafte Hamburg jedoch unmittelbar und schickte dieses Wahnsinns-Spiel damit in die Overtime. Und die gab jedem, der noch kein Herzrasen hatte, endgültig den letzten Rest. Eine hohe Anzahl an Strafminuten zeugte davon, dass die Nerven bei allen Akteuren blank lagen. Wenige Sekunden vor Ende der zusätzlichen Spielzeit dann die ultimative Gefühlsachterbahn. Ein einstudierter und perfekt umgesetzter Spielzug, und auf einmal hatte Freddy freie Schussbahn. Die lies er sich auch nicht nehmen, netzte ein. Großer Jubel auf Göttinger Seite. Doch in dieses Crescendo der Gefühle hinein spielte der Hamburger Trainer Desantis den letzten ihm noch bleibenden Trumpf: Er beantragte bei dem Schiedsrichtergespann um eine Schlägerprüfung. Weil wir heute trotz großem Engagement und Leidenschaft scheinbar einfach nicht belohnt werden sollten, wurde der Schläger leider, aber auch zurecht, für illegal befunden, das Tor damit aberkannt. Dadurch verlängerte sich der Krimi abermals, und die Karten wurden neu verteilt. Sudden death, das nächste Tor entscheidet. Vorne gingen uns nach über neunzig Minuten purem Hustle die Mittel in der Offensive aus, hinten wurden wir undiszipliniert. Zwei simultane Strafzeiten und damit doppelte Unterzahl. Hamburg ließ sich diese Chance nicht entgehen und gab uns in diesem endlos erscheinenden und unglaublich ausgeglichenem Spiel mit dem 8:7 den Todesstoß.
Die 2. Bundesliga Nord bietet momentan einfach unfassbar spannende Spiele. Man kann sich als Norddeutscher sonntags nun entweder auf dem Sofa einkuscheln und den Tatort schauen, oder man zieht sich im zweideutigen Sinne warm an und geht bei Wind und Wetter zum nächsten Lacrossespiel. Allerdings empfehlen wir für Letzteres als Begleitung einen Kardiologen, denn Herzrasen ist in unserer Liga momentan garantiert.
Wir bedanken uns bei den Hamburg Warriors und den East Coast Shellbacks für 2 tolle Spiele und freuen uns auf die Rückrunde.
Ebenso danken wir allen Zuschauern, unter denen auch viele für uns die Daumen gedrückt haben.
Schon am kommenden Wochenende sind wir Gastgeber, wenn wir gegen Osnabrück antreten müssen. Ein Vorbereitungsspiel vor einigen Wochen konnten wir gegen jene mit 16:1 gewinnen. Wir freuen uns auf euch!